"Thema des Monats" Februar • Weltkrebstag 4. 2.: Krebsvorsorge & -früherkennung - ein Überblick

Zusammengestellt von Mag. Nina Bernhard, Bakk., Klinische und Gesundheitspsychologin und Beratungsteamleiterin bei der Krebshilfe Steiermark.

Seit 2006 wird jedes Jahr am 4. Februar der Weltkrebstag begangen. An diesem Tag stehen die Vorbeugung, Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen – eine der häufigsten Todesursachen – im Mittelpunkt.

Anfang 2020 lebten laut Statistik Austria 375.749 Menschen mit einer Krebsdiagnose in Österreich. Bei rund 20% der Betroffenen wurde die Diagnose in den drei Jahren zuvor gestellt, mehr als 46% der Patient:innen lebt bereits mehr als 10 Jahre mit der Diagnose.

Die am häufigsten diagnostizierten Erkrankungen waren Darm-, Lungen-, Brust- und Prostatakrebs. Die Prognose bei einer Krebserkrankung hängt unter anderem von dem betroffenen Organ und vom Tumorstadium bei der Diagnose ab. Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser ist die Prognose.

Es gibt Faktoren, die das Risiko beeinflussen, überhaupt erst an Krebs zu erkranken. Diese Faktoren können angeboren (genetisch) oder erworben (z.B. ungesunder Lebensstil, HPV-Infektionen...) sein.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählen Rauchen und falsche, ungesunde Ernährung zu den häufigsten und größten Risikofaktoren.

Im Europäischen Kodex gegen Krebs sind 12 Empfehlungen enthalten, mit denen 50% der krebsbedingten Todesfälle in Europa verhindert werden könnten (siehe angehängte Grafik). Während die Zahl der Raucher:innen sinkt, ist Fettleibigkeit zunehmend besorgniserregend. In Österreich wurden vom nationalen Screening-Komitee neueEmpfehlungen für ein Darmkrebsscreening erarbeitet. Ein wichtiger Punkt ist die Senkung des Screening-Alters von 50 auf 45 Jahre. Parallel dazu ist eine Neuregelung der HPV-Impfung erfolgt. Erfreulich ist die Ausdehnung des kostenlosen Angebots für Mädchen und Burschen bis zum vollendeten 21. Lebensjahr.

 

Sie können aktiv dazu beitragen, Ihr Krebsrisiko zu senken, indem Sie einen gesunden Lebensstil pflegen:

  • Betreiben Sie ausreichend Bewegung! Nützen Sie jede Gelegenheit, Bewegung zu machen. Wichtig dabei ist die Regelmäßigkeit, gehen Sie so oft wie möglich zu Fuß und verzichten Sie bei kurzen Strecken auf das Auto.
  • Rauchen Sie nicht! Im Tabakrauch sind über 4.000 Chemikalien enthalten, wovon sich ca. 50 als krebsfördernd erwiesen haben, weitere Stoffe werden als toxisch eingestuft und sind so gefährlich, dass z. B. Reinigungsmittel aufgrund dieser Stoffe verboten wurden! Sorgen Sie für ein rauchfreies Zuhause und unterstützen Sie rauchfreie Arbeitsplätze.
  • Ernähren Sie sich gesund! Ernährung ist heute einer der wichtigsten Faktoren für das Krankheitsspektrum allgemein.
  • Legen Sie Wert auf ein gesundes Körpergewicht!
  • Pflegen Sie einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol! Übermäßiger Alkoholkonsum sollte vermieden werden, da es dadurch nicht nur zu einer Schädigung der Leber, sondern auch zu einem erhöhten Krebsrisiko kommt.
  • Beachten Sie einen vernünftigen Umgang mit der Sonne! Die Sonne hat auch ihre Schattenseite: Extreme und intensive Sonnenbestrahlung kann Hautkrebs verursachen. Setzen Sie sich also nicht ungeachtet der Sonne aus und verwenden Sie an ungeschützten Stellen Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor.
  • Nutzen Sie Impfprogramme (für Ihre Kinder)! Es gibt das kostenlose Kinderimpfprogramm (z.B. Hepatitis B) und die kostenlose HPV-Impfung für alle bis 21 Jahre.
  • Schützen Sie sich vor krebserregenden Substanzen! Am Arbeitsplatz können Sie sich z.B. vor krebserregenden Stoffen schützen, indem Sie die Sicherheitsvorschriften befolgen. Sollten Sie in Ihrem Zuhause einer erhöhten Strahlenbelastung durch natürlich vorkommendes Radon ausgesetzt sein, ergreifen Sie Maßnahmen zur Senkung dieser hohen Radonwerte.
  • Für Frauen: Stillen senkt das Krebsrisiko bei Müttern. Falls möglich, stillen Sie ihr Kind. Hormonersatztherapien erhöhen das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen. Nehmen Sie Hormonersatztherapien möglichst wenig in Anspruch.
  • Nehmen Sie an bestehenden Krebsfrüherkennungs- und Screeningprogrammen teil: Darmkrebs (Männer und Frauen), Brustkrebs (Frauen), Gebärmutterhalskrebs (Frauen).

Die weit verbreitete Annahme, dass Stress oder Belastungen direkt eine Krebserkrankung auslösen können, lässt sich nicht bestätigen. Fest steht jedoch, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Stressempfinden und einem ungesunden Lebensstil gibt. Personen, die sich gestresst fühlen, schlafen unregelmäßiger, achten weniger auf gesunde Ernährung und Bewegung, rauchen häufiger, trinken mehr Alkohol und Kaffee und greifen häufig zu Medikamenten um sich zu „beruhigen“. Diese Einflüsse schädigen den Körper und machen ihn so empfänglicher für Krankheiten. Daher ist es besonders wichtig, auch in stressigen und turbulenten Zeiten auf sich und seinen Körper achtzugeben.

Nehmen Sie Früherkennungsuntersuchungen in Anspruch!

Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung haben das Ziel, Krebs in einem frühen Stadium zu entdecken, um so rechtzeitig Therapiemaßnahmen setzen zu können. Diese Maßnahmen werden im allgemeinen Sprachgebrauch „Vorsorge“-Untersuchungen genannt; es handelt sich aus medizinischer Sicht aber um Früherkennungsuntersuchungen.

Die Behandlung von Krebs im Frühstadium steigert die Heilungschancen erheblich und ist auch für Patientinnen und Patienten weniger belastend als eine Behandlung eines spät entdeckten Tumors in einem dann womöglich fortgeschrittenen Stadium. Bei vielen Krebserkrankungen gibt es die Möglichkeit, durch einfache Untersuchungen eine äußerst wirksame Früherkennung zu erreichen. Und Früherkennung kann Leben retten

Die Österreichische Krebshilfe empfiehlt folgende Untersuchungen für Frauen und Männer:

Für Frauen:

  •  Brustkrebs-Früherkennungsempfehlungen:
    • Mammographie ab 40 in zweijährigem Abstand
    • Frauen zwischen 45 und 69 Jahren werden mit dem Früherkennungsprogramm alle 2 Jahre zur Mammographie eingeladen bzw. können alle 2 Jahre einen Termin für eine „Vorsorge“-Mammographie mit einem teilnehmenden Radiologen vereinbaren (e-card erforderlich).
    • Frauen zwischen 40 und 44 bzw. 70 und 74 Jahren erhalten kein Einladungsschreiben, können jedoch freiwillig am Früherkennungsprogramm teilnehmen und sich selbst einladen (www.frueh-erkennen.at)
    • Frauen unter 40 und ab dem 75. Lebensjahr erhalten keine Einladung – haben aber natürlich die Möglichkeit eine Mammographie zur Abklärung von Auffälligkeiten in Anspruch zu nehmen.
    • Bei medizinischer Indikation kann mit ärztlicher Zuweisung auch außerhalb des Programms eine Mammographie durchgeführt werden.
    • Für HochrisikopatientInnen (Frauen mit nachweislicher BRCA-Mutation; Nachsorge-PatientInnen; etc.) gibt es eigene Früherkennungsempfehlungen, die nach Rücksprache mit dem Arzt/der Ärztin festgelegt werden. 

Die Tastuntersuchung der Brust: das Abtasten der Brust durch die Frau, den Arzt oder andere Dritte ersetzt keinesfalls die Mammographie und ist nicht geeignet, kleine Veränderungen in der Brust zu entdecken. Bei der Tastuntersuchung soll auf folgende Warnsignale geachtet werden:

    • Knoten in der Brust
    • Neu aufgetretene Einziehungen der Brustwarze
    • Größenveränderung der Brust
    • Einseitige blutige oder wässrige Sekretion aus der Brustwarze
    • Rötung der Brust
    • Ekzem der Brustwarze
    • Knoten in den Achselhöhlen
    • Schmerzen und Spannungen
  • Krebsabstrich des Gebärmutterhalses: ab dem 20. Lebensjahr einmal jährlich; Frauen ab dem 30. Lebensjahr wird zumindest alle 3 Jahre ein HPV-Test empfohlen. Dies gilt für HPV-geimpfte und nicht HPV-geimpfte Frauen. Dabei soll eine Doppel-Testung (HPV-Test und gleichzeitiger PAP-Abstrich) vermieden werden.

Für Männer:

  • Selbstuntersuchung der Hoden: ab dem 20. Lebensjahr einmal im Monat
  • Prostatavorsorgeuntersuchung: regelmäßig ab dem 45.
  • Harnuntersuchung: einmal jährlich

Für Männer und Frauen:

  • Darmkrebs-Okkulttest (Untersuchung des Stuhls auf Blut): ab dem 40. Lebensjahr einmal jährlich
  • Darmspiegelung: ab dem 45. Lebensjahr alle sieben bis zehn Jahre bei Stellen, die ein Qualitätszertifikat Darmkrebsvorsorge haben. Eine Auflistung aller Koloskopiestellen mit Qualitätszertifikat finden Sie unter www.krebshilfe.net oder www.oeggh.at.  
  • Hautselbstuntersuchung: zweimal jährlich
  • Impfung gegen HPV: Buben und Mädchen ab dem 9. Geburtstag

Umfassende Auskünfte zum Thema Vorsorgeuntersuchungen erhalten Sie auf der Homepage der Österreichischen Krebshilfe Steiermark: http://www.krebshilfe.at

Quellen:
Statistik Austria

Broschüre der ÖKH: Aus Liebe zum Leben #wahremaenner #prostatavorsorge # loosetie (09/2022)
Broschüre der ÖKH: Aus Liebe zum Leben – Integrieren Sie bitte Termine zur Krebsvorsorge und Früherkennung in Ihren Alltag! (07/2022)
Österreichischer Krebsreport 2022 (01/2023)