Doppel-Thema des Monats Dezember-Jänner "Lebensqualität bei Krebs"

Zusammengestellt von Maximilian Presker, MSc, Klinischer Psychologe bei der Krebshilfe Steiermark.

Lebensqualität bei Krebs

In der modernen Behandlung von KrebspatientInnen ist neben der medizinischen Therapie auch immer stärker das psychische Wohlbefinden der Betroffenen ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Lebensqualität ist daher nach der Überlebenszeit das wichtigste Behandlungsziel. Besonders in der kalten Jahreszeit, mit den sich veränderten Witterungs- und Lichtverhältnissen ist es besonders schwer das eigene Wohlbefinden aufrecht zu erhalten oder gar zu steigern.

Die Diagnose Krebs verängstigt und schockiert die meisten PatientInnen zutiefst. Viele empfinden sie als regelrechten Sturz aus der Wirklichkeit. Es folgt eine Achterbahn der Gefühle. Von Wut, Angst, Trauer und Depression bis hin zur Hoffnung und Zuversicht erleben PatientInnen intensive Emotionen. Der akute Schockzustand legt sich meist nach einigen Tagen, aber ist die Diagnose gestellt, verändert sich das Leben auf einen Schlag. PatientInnen müssen sich in dieser Situation neu orientieren und Möglichkeiten finden mit dem veränderten gesundheitlichen Zustand bestmöglich umzugehen. Dazu gehört auch, dass viele Betroffene während oder nach der medizinischen Therapie selbst zu einer besseren Lebensqualität beitragen möchten. Der Wunsch danach ist nur allzu nachvollziehbar. Die Lebensqualität unterliegt großen Schwankungen in Abhängigkeit des gerade erlebten Krankheitsstadium. Rund um den Zeitpunkt der Diagnose liegt ihr Schwerpunkt meist im psychischen Bereich. Hier hängt sie stark von Bereichen wie beispielsweise dem psychischen Wohlbefinden, sozialen Beziehungen und der erlebten Leistungsfähigkeit ab. Während der Therapie liegt das Augenmerk vermehrt auf dem körperlichen Wohlbefinden - als Faktor für die erlebte Lebensqualität. Daher ist eine gute medizinischen und pflegerischen Versorgung besonders wichtig. Schmerzen und Übelkeit können mittlerweile hinreichend gelindert werden und müssen nicht stoisch ertragen werden.

Den bestmöglichen Beitrag können wir im Bereich unseres psychischen Wohlbefindens leisten. Dabei üben Symptome der Angst und Depression einen starken Einfluss auf uns aus. Der Umgang mit der (Progredienz-)Angst ist eine große Herausforderung für Betroffene. Beinahe alle PatientInnen berichten von der Angst, dass die Krankheit fortschreitet oder nach Beendigung der Therapie zurückkehren könnte. Hier kann gezielt durch verschieden Entspannungstechniken, Achtsamkeitstübungen und das Erlernen von mentalen Strategien gegengesteuert werden. Maßgeblich mit hinein spielt auch der Wunsch, die psychische Kontrolle über sich wieder zu erlangen und selbst etwas gegen die Folgen der Erkrankung unternehmen zu können. Wie eine Person ihre Lebensqualität einschätzt, kann nur sie selbst bestimmen. Für die meisten chronisch kranken PatientInnen bedeutet Lebensqualität vor allem, wider der Erkrankung am Leben teilzunehmen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. KrebspatientIn zu sein heißt nicht automatisch allumfassend krank zu sein. Der Fokus sollte nicht ausschließlich auf das Kranke oder das Kranksein gerichtet werden, sondern auch auf die Möglichkeiten, trotz den Einschränkungen in einigen Bereichen Lebensfreude zu empfinden.

Auch Sport ist eine zentrale Stütze unseres persönlichen Wohlbefindens. Er bringt den Energiehaushalt auf Touren und hilft dabei, ein gesundes Körpergefühl zu entwickeln. Zusätzlich regt er das Immunsystem an und erhöht die Überlebensrate und Heilungschancen von Betroffenen. Die gesteigerte Leistungsfähigkeit im Alltag stellt ebenfalls einen relevanten Vorteil dar. Je leistungsfähiger sich PatientInnen erleben, desto positiver wirkt es sich auf ihre Lebensqualität aus.

Unser soziales Umfeld - insbesondere Familie und Freunde - trägt wesentlich zu unserer Lebensqualität bei. Studien konnten zeigen, dass soziale Unterstützung – wie sie beispielsweise in tragenden Beziehungen entsteht – im Gegensatz zu sozialer Isolation sich positiv auf die Lebensqualität und das Allgemeinbefinden von Betroffenen auswirkt. Ebenfalls positiv wirkt sich unsere Ernährung auf unser Wohlbefinden aus. Menschen, die sich ausgewogen und gesund ernährt, führen ihrem Körper alle wichtigen Nährstoffe zu, fühlen sich in ihrem Körper wohler und können so ebenfalls ihre Lebensqualität steigern.

Wenn Patienten ihre Lebensqualität positiv beeinflussen möchten, ist es vor allem wichtig sich klarzumachen, was diese für sie in der Erkrankungszeit und darüber hinaus ausmacht. Nur wenn man seine persönlichen Bedürfnisse kennt kann man diese auch entsprechend anerkennen. Das Neue Jahr ist ein guter Zeitpunkt, neue wohltuende Gewohnheiten zu etablieren und das eigene Wohlbefinden zu stärken. Jeder neue Anfang ist schwer, aber Schritt für Schritten können Sie ihr Wohlbefinden steigern und zu neuer Lebensqualität finden.

Wir sind für Sie da und begleiten Sie auf Ihrem Weg,

Ihre Krebshilfe Steiermark

 

Quellen:

Bullinger, M., & Schmidt, S. (2006). Methoden zur Lebensqualitätsbewertung in der Onkologie. In Kompendium Internistische Onkologie (pp. 2505-2516). Springer, Berlin, Heidelberg.

 

Usta, Y. Y. (2012). Importance of social support in cancer patients. Asian Pacific Journal of Cancer Prevention, 13(8), 3569-3572.