Thema des Monats Juni: Pflege bei Veränderungen des Blutbildes

Zusammengestellt von DGKP Christine Wildling, MSc, Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie Pflegepädagogin und -beraterin bei der Österr. Krebshilfe Steiermark.

Bei Krebserkrankungen oder als Folge Antitumortherapien kann die  Produktion von Blutzellen im Knochenmark vermindert und deren Funktion beeinträchtigt werden. Je nach Situation können einzelne oder auch alle Blutzellen betroffen sein. Das bedeutet, dass sowohl die weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) wie auch die Blutplättchen (Thrombozyten) in ihrer Funktion eingeschränkt sein können. Die Ursache, wie einleitend beschrieben, kann sowohl eine Erkrankung des blutbildenden Gewebes sein oder einer Chemotherapie und/ oder Strahlentherapie geschuldet sein. Zytostatika (Substanz die das Zellwachstum oder die Zellteilung hemmen) und Strahlentherapie können zu vorübergehenden, aber auch zu chronischen Schäden der Blutbildung führen. Die verschiedenen Zytostatika haben ein stark unterschiedliches knochenmarkschädigendes Potenzial, wobei die Toxizität insgesamt vor allem die weißen Blutkörperchen betrifft. Der Tiefpunkt der weißen Blutkörperchen wird in der Regel zwischen dem 7.- 10. Tag nach der erhaltenen Chemotherapie erreicht. Diese Zeit wird als Nadir bezeichnet. Ebenso ist eine Veränderung der Blutbildung bei einer Strahlentherapie zu erwarten, wenn das Bestrahlungsfeld Körperregionen einschließt, in denen die Blutbildung erfolgt.

Welche Symptome und Komplikationen können bei einer Verminderung der weißen Blutkörperchen (Leukopenie) auftreten?

Bei einer Verminderung der weißen Blutkörperchen (Leukopenie) sind Müdigkeit, Schwäche, Schweißausbrüche und Fieber häufig ein Anzeichen. Vor allem Fieber muss bei einer Verminderung der weißen Blutkörperchen immer als erstes Infektionszeichen gewertet werden. Oft gelingt es nicht, eine Infektionsquelle zu finden, da diese überall im Körper angesiedelt sein kann. Dennoch kann sich eine solche Situation ohne sofortige Therapie mit Antibiotika und strenger stationärer Überwachung zu einer lebensbedrohlichen Komplikation, in Form einer Blutvergiftung (Sepsis) entwickeln.

Welche pflegerischen Maßnahmen müssen bei einer Verminderung der weißen Blutkörperchen durchgeführt werden?

Um das Infektionsrisiko zu senken sind vor allem die Einhaltung von strikten Hygienemaßnahmen wesentlich. Dies beinhaltet folgende Maßnahmen:

  • Konsequente Händehygiene von Betroffenen und Angehörigen (gründliches Händewaschen und Händedesinfektion)
  • Vermeidung von Schleimhautverletzungen (keine Zäpfchen oder Darmeinläufe)
  • Alle Anzeichen einer Entzündung sind sofort dem behandelnden Arzt zu melden
  • Sorgfältige tägliche Körperhygiene (Körperpflege und Mundpflege)
  • Tägliche Kontrolle von Haut und Schleimhaut
  • Beobachtung der Ausscheidung (z.B. brennen beim Urinieren, Durchfälle, etc.)
  • Regelmäßige Kontrolle der Körpertemperatur, wenn zu Hause vorhanden- Blutdruck und Pulskontrolle

 

Welche Symptome und Komplikationen können bei einer Verminderung der Blutplättchen (Thrombozytopenie) auftreten?

Thrombozyten spielen eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung beziehungsweise Blutstillung. Somit sind vor allem diverse Blutungszeichen Hinweis auf eine Verminderung der Blutplättchen. Sollte diese stark ausgeprägt sein, kann diese im schlimmsten Fall zu Blutungen im gesamten Körper führen (z.B. Magen- Darm- Trakt, Haut, Gehirn, etc.). Zu den häufigsten Symptomen zählen punktförmige Einblutungen (Petechien) an Haut und Schleimhaut, häufiges Nasenbluten, Blutungen im Verdauungstrakt (Erbrechen von Blut, Blutbeimengungen beim Stuhlgang bzw. rektale Blutungen), Zahnfleischbluten, verstärkte Regelblutungen. Bei Blutungen im Hirn sind folgende Symptome wahrnehmbar: plötzlich auftretende, sehr starke Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwäche einer Körperhälfte, Sprachstörungen, Sehstörungen, Pupillenerweiterung, Schwindel mit Gangunsicherheit, Bewusstseinsstörungen und Krampfanfälle.

Welche pflegerischen Maßnahmen müssen bei einer Verminderung der Blutplättchen durchgeführt werden?

Um das Risiko einer schwerwiegenden Blutung zu reduzieren sollten folgende Maßnahmen eingehalten werden:

  • Rücksprache mit behandelnder Ärztin/ behandelnden Arzt bezüglich eingenommener Medikamente
  • Maßnahmen treffen um Stürzen vorzubeugen (z.B. Stolperfallen- Teppiche wegräumen, Gehhilfen verwenden)
  • Auf einen stabilen Kreislauf achten (z.B. ausreichend Trinken, vor dem Aufstehen eine gewisse Zeit aufsetzen)
  • Auf durchblutungsfördernde Maßnahmen verzichten, wie z.B. Massagen, Rubbelbürsten, etc.
  • Keine Nassrasuren, sondern Verwendung von elektrischen Rasierapparaten
  • Vorsicht beim Schneiden und Feilen von Nägeln
  • Vorsicht beim Schnäuzen
  • Verwendung von weichen Zahnbürsten
  • Bei Juckreiz nicht kratzen

 

Welche Symptome und Komplikationen können bei einer Verminderung der roten Blutkörperchen (Anämie) auftreten?

Die Symptomatik hängt vom Ausmaß der Anämie sowie vom Allgemeinzustand eines Menschen ab. Die charakteristischen Symptome einer Verminderung der roten Blutkörperchen zeigen sich durch: Blässe, Leistungsabfall, Müdigkeit, Atemnot, Kopfschmerzen, Schwindel, erhöhter Puls und Herzklopfen, insbesondere bei Belastung.

 

Welche pflegerischen Maßnahmen müssen bei einer Verminderung der Blutplättchen durchgeführt werden?

  • Regelmäßige Kontrolle auf Zeichen einer Anämie
  • Regelmäßige Bewegung vor allem an der frischen Luft (Vorsicht bei Kreislaufschwierigkeiten- Schwindel, niedriger Blutdruck)
  • Auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr achten

 

Quelle: Margulies, A., Kroner, T., Gaisser, A. & Bachmann- Mettler, I. (Hrsg.) 2017: Onkologische Krankenpflege, 6. Auflage, Springer Verlag, Berlin.