Thema des Monats November: Lindernde Maßnahmen bei einem bestehenden Lymphödem

Zusammengestellt von DGKP Christine Wildling, MSc, Pflegepädagogin bei der Krebshilfe Steiermark.

Das Lymphsystem des menschlichen Körpers besteht aus den Lymphgefäßen und den lymphatischen Organen, zu denen auch die Lymphknoten gehören. Wenn die Lymphe wegen unterbrochenen oder untüchtigen Lymphbahnen nicht mehr ausreichend abtransportiert werden kann, entsteht ein Lymphödem.

Es gibt zwei Formen des Lymphödems. Beim primären Lymphödem handelt es sich um eine angeborene Veränderung von Lymphgefäßen und/ oder von Lymphknoten, welche zu einer Störung des Lymphtransportes führt. Das sekundäre Lymphödem ist nicht angeboren, sondern erworben.

Im Rahmen einer Tumorerkrankung entstehen Lymphödeme am häufigsten an den Armen, am Brustkorb und an der Brust nach einer Lymphknotenentfernung in der Achselhöhle oder nach einer lokalen Bestrahlung. An den Beinen kommt es zur Entstehung eines Lymphödems, wenn Lymphknoten in der Leistengegend, im Becken oder im Bauch entfernt oder bestrahlt wurden. Lymphödeme im Gesicht entstehen, wenn Gesichts- und Halslymphknoten entfernt oder bestrahlt wurden.

Lymphödeme nach einer Krebserkrankung sind zwar seltener geworden, dennoch können sie Betroffenen stark in ihrem Alltag beeinträchtigen. Einerseits können Lymphödeme zu Hautproblemen führen andererseits können sie die Grob- und Feinmotorik stark beeinträchtigen.

Lymphödeme entwickeln sich meist schleichend und daher ist es umso wichtiger eine regelmäßige Selbstbeobachtung durchzuführen, um im Anlassfall frühzeitig eingreifen zu können.

Welche Anzeichen/ Symptome eines Lymphödems zeigen sich häufig:

  • Veränderte Körperproportionen
  • Zunahme des Umfangs der betroffenen Extremität
  • Ermüdbarkeit der betroffenen Extremität
  • Verminderte Beweglichkeit
  • Zu enge Fingerringe
  • Kleider und Schuhe passen nicht mehr
  • Hautveränderungen in Form von Erythemen (Hautrötung), Schuppung und Schälen der Haut
  • Schlecht heilende kleine Verletzungen
  • Infektionszeichen (Rötung, Schwellung, Überwärmung, Funktionseinschränkung der Extremität)

Die Diagnose eines Lymphödems wird durch eine Ärztin/ einem Arzt gestellt. In der Regel kann ein bestehendes Lymphödem nur symptomatisch behandelt werden. Zur symptomatischen Behandlung können folgende Maßnahmen gesetzt werden:

  • Physikalische Maßnahmen:

Zu den physikalischen Maßnahmen gehören das Tragen spezieller Kompressionsbandagen beziehungsweise Kompressionstrümpfe. Diese müssen zuerst von einer Ärztin/ Arzt angeordnet werden und danach fachgerecht der Extremität angepasst werden. Ergänzend kann, insofern keine Kontraindikation besteht, eine manuelle Lymphdrainage zur Linderung der Beschwerden beitragen. Die Durchführung muss durch einen ausgebildete Lymphtherapeutin/ ausgebildeten Lymphtherapeuten durchgeführt werden.

  • Pflegerische Maßnahmen:
  • Konsequente Hautpflege und Hautschutz mit milder Seife und Feuchtigkeitscreme (evtl. pH- neutral)
  • Temperaturextreme meiden: keine Eisbeutel und keine Heizkissen benutzen
  • Sonnenbrand vermeiden
  • Lange Hitze vermeiden (heiße Bäder, Sauna, Sprudelbäder)
  • Extreme Kälte meiden (Haut kann spröde werden)
  • Bewegung: regelmäßige Bewegung ist gut, um den Lymphabfluss zu fördern und das Immunsystem zu stärken. Günstig dafür sind: Spaziergänge, Tanzen, evtl. Schwimmen- nur bei intakter Haut
  • Vorsicht bei Flugreisen: da der Kabinendruck während Flügen reduziert ist, kommt es oftmals zu vermehrten Schwellungen. LymphödempatientInnen sollten daher während der Reise Kompressionsstrümpfe/- bandagen tragen, Kompressionsstrümpfe sollten vor dem Abflug angezogen und bis ca. 1-3 Stunden nach Ankunft getragen werden.
  • Alkoholkonsum und Rauchen vermindern oder im Besten Fall vermeiden
  • Einseitige, sehr anstrengende Hausarbeit vermeiden (z.B. das Tragen schwerer Lasten wie Möbel oder das gleichzeitige Reinigen aller Fenster, etc.)
  • Hochlagerung der Extremität mithilfe von Kissen, Decken, Schaumstoff (z.B. Unterarm ca. 45° höher als Oberarm)
  • Das ödematöse Körperteil nicht bis zur Übermüdung bewegen
  • Schutz vor Verletzungen (z.B. Handschuhe bei Haus- und Gartenarbeiten)
  • Benutzung elektrischer Rasierapparate statt Klingen, um kleine Schnittwunden zu vermeiden
  • Haarentfernung nur bei intakter Haut
  • Alle kleineren Verletzungen umgehend reinigen und desinfizieren
  • Keine einschneidende Kleidung tragen (Pullover, Blusen, Mäntel)
  • Einengenden Schmuck vermeiden
  • Regelmäßige Hautkontrolle auf diverse Hautveränderungen (Rötung, Temperaturunterschiede, Zunahme der Schwellung, offene Hautstellen)

Quelle:

Krebsliga Schweiz (2020): Das Lymphödem nach Krebs, https://www.krebsliga.ch/ueber-krebs/nebenwirkungen/lymphoedem, [08.03.2021].

Margulies, A., Kroner, T., Gaisser, A.& Bachmann- Mettler, I. (2017), Onkologische Krankenpflege, 6. Auflage, Springer Verlag, Berlin.