Thema des Monats September: Schleimhautveränderungen in Mund und Rachen

Zusammengestellt von DGKP Christine Wildling, MSc, Pflegepädagogin bei der Krebshilfe Steiermark.

Entzündliche Schleimhautveränderungen können je nach Ursache alle Schleimhäute des Körpers betreffen. In der Fachsprache werden diese Veränderungen als Mukositis bezeichnet.

 Die Lebensdauer der Schleimhäute  ist kurz und dementsprechend hab die Zellen eine hohe Zellteilungsrate. Daher befinden sich die Zellen der Schleimhäute immer in einer Zellteilungsphase. Vor allem die orale Mukositis, sprich die Veränderung der Schleimhaut im Mund- und Rachenraum, ist eine häufige Problematik bei Tumorpatientinnen/ Tumorpatienten. Sie beeinträchtigt die Lebensqualität der Patientinnen/ Patienten durch Schmerzen, Infektionen, Appetitveränderungen, Schluckbeschwerden sowie Geschmacksveränderungen. Ebenso kann die verbale Kommunikation dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Häufigkeit einer oralen Mukositis wird beeinflusst durch therapiebedingte wie auch patientenbezogene Risikofaktoren. Zu den häufigsten therapiebezogenen Risikofaktoren gehören diverse Substanzen, welche im Rahmen einer Chemotherapie eingesetzt werden, Hochdosischemotherapien, allogene Knochenmarktransplantation sowie eine lokale Strahlentherapie im Kopf- Hals- Bereich.

Patientenbezogene Risiken bieten folgende Faktoren: schlechte Mundgesundheit, reduzierter Speichelfluss, genetische Faktoren und vorausgegangene Tumortherapien. Um eine orale Mukositis möglichst frühzeitig zu erkennen ist eine konsequente Beurteilung der Mundhöhle bereits vor Therapiebeginn sowie während und nach der Therapie durchzuführen. Dies sollte regelmäßig durch die Ärztin/ den Arzt und durch eine diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin/  einen diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger, als auch durch die Patientin/ den Patienten selbst, durchgeführt werden. Bei der Untersuchung soll das Augenmerk auf folgende Lokalisationen gelegt werden: Schleimhaut der Ober- und Unterlippe, beide Wangen, den weichen Gaumen, Zahnfleisch, Zähne, Konsistenz des Speichels und die Zunge.

 

Wie kann eine orale Mukositis erkannt werden?

Die Schleimhaut im Mund ist stärker gerötet und schmerzt. Bläschen und auch andere wunde Stellen können in der gesamten Mundhöhle sichtbar sein. Die Oberfläche der Zunge kann verändert sein. Ein gelblicher, weißlicher und/ oder bräunlicher nicht wegwischbarer Belag kann auf einen Pilzbefall hinweisen. Fallweise können die Schmerzen so stark ausgeprägt sein, dass die Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr dadurch beeinträchtigt wird.

 

Welche prophylaktischen Maßnahmen können gesetzt werden?

Vor Beginn eine Chemo- und Radiotherapie sollte der Zahnstatus erhoben werden um Infektionsherde im Mundbereich frühzeitig zu erkennen und zu sanieren.

Für die Basismundpflege sind folgende Punkte zu berücksichtigen:

  • 2-3x täglich Zähneputzen
  • Verwendung einer weichen Zahnbürste
  • Fluoridhaltige Zahnpasta
  • Mundspülungen z.B. mit Wasser oder einer Kochsalzlösung (ca. 1 gehäufter Teelöffel Kochsalz auf 1 Liter Wasser), weitere Mundspüllösungen sollen mit dem Behandlungsteam abgesprochen werden. Vorsicht bei alkoholhältigen Mundspüllösungen da sie die Mundhöhle austrocknen.
  • Verzicht auf scharfe oder sehr heiße Speisen sowie auf Alkohol, Tabak und säurehaltige Lebensmittel
  • Regelmäßige Lippenpflege
  • Konsequentes Feuchthalten der Mundhöhle: Flüssigkeitszufuhr, Lutschen von Eiswürfeln, gefrorenen Getränken oder Obststücken, künstlicher Speichel (z.B. Glandosan), Pipette oder Spray mit Wasser für Unterwegs, Befeuchtung der Luft, zuckerfreie Bonbons oder Kaugummis

Ziel aller prophylaktischen Interventionen ist die Erhaltung einer sauberen und intakten Mundschleimhaut. Der Schweregrad und die Komplikationen einer oralen Mukositis kann vermindert werden, wenn der Mund möglichst gut sauber, feucht und infektfrei gehalten wird (Krebsinformationsdienst 2020, Leitlinienprogramm Onkologie 2020 & Margulies 2017).

 

Quellen:

Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum (2020):  Schleimhautentzündungen bei Krebspatienten: Vorbeugen und lindern, Informationsblatt: Mukositis - Schleimhautentzündungen nach Behandlung, (krebsinformationsdienst.de) [23.11.2020].

Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen- Langversion 1.3.2020, AWMF Registernummer: 032/ 054OL, S3-Leitlinie Supportive Therapie (leitlinienprogramm-onkologie.de) [30.11.2020].

Margulies, A. (2017): Schleimhautveränderungen, in Margulies, A., Kroner, T., Gaisser, A., Bachmann- Mettler, I. (Hrsg.), Onkologische Krankenpflege, 6. Auflage, Springer Verlag, Heidelberg.