Thema des Monats Juni: "Lebensqualität bei Krebs... ...auch während der Corona-Pandemie"

Zusammengestellt von Mag. Nina Bernhard, Bakk., Klinische und Gesundheitspsychologin, Arbeitspsychologin und Beratungsteamleiterin bei der Krebshilfe Steiermark sowie Sprecherin der Beraterinnen der Österreichischen Krebshilfe.
 

Lebensqualität bei Krebs...
...auch während der Corona-Pandemie

 In der modernen Behandlung von KrebspatientInnen ist neben der medizinischen Therapie auch immer stärker das psychische Wohlbefinden der Betroffenen ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Lebensqualität ist nach der Überlebenszeit das wichtigste Behandlungsziel für KrebspatientInnen. In so einer verunsichernden Zeit, wie sie die Corona-Pandemie darstellt, ist das psychische Wohlbefinden oft enorm beeinträchtigt – im Sinne einer Doppelbelastung durch die Erkrankung und die subjektiv wahrgenommene Bedrohung und Einschränkungen durch die Pandemie.  

Die Diagnose Krebs verängstigt und schockiert die meisten PatientInnen zutiefst. Viele empfinden sie als regelrechten Sturz aus der Wirklichkeit. Es folgt eine Hochschaubahn der Gefühle. Von Wut, Angst, Trauer und Depression bis hin zur Hoffnung und Zuversicht erleben PatientInnen intensive Emotionen. Meist legt sich der akute Schockzustand nach einigen Tagen, aber ist die Diagnose gestellt, verändert sich das Leben auf einen Schlag in vielen Bereichen und die Verarbeitung der Erkrankung beginnt. PatientInnen müssen sich in dieser für sie völlig neuen Situation orientieren und Möglichkeiten für den Umgang mit dem veränderten gesundheitlichen Zustand suchen.

Dazu gehört auch, dass viele Betroffene während oder nach der medizinischen Therapie selbst zu einer besseren Lebensqualität beitragen möchten. Der Wunsch danach ist nur allzu nachvollziehbar.

Einerseits hängt die gesundheitsbezogene Lebensqualität entscheidend von einer guten medizinischen und pflegerischen Versorgung ab. Andererseits hängt sie aber auch von Bereichen wie beispielsweise dem psychischen Wohlbefinden, sozialen Beziehungen und der erlebten Leistungsfähigkeit ab. Die Lebensqualität unterliegt großen Schwankungen in Abhängigkeit von den Krankheitsstadien. Rund um den Zeitpunkt der Diagnose liegt ihr Schwerpunkt meist im psychischen Bereich. Während der Therapie liegt das Augenmerk vermehrt auf dem körperlichen Wohlbefinden als Faktor für erlebte Lebensqualität, denn krankheits- und behandlungsbedingte körperliche Beschwerden und Symptome können diese erheblich beeinträchtigen.

Einen großen Einfluss auf das psychische Wohlbefinden üben Symptome der Angst und  Depression aus. Der Umgang mit der (Progredienz-)Angst ist eine große Herausforderung für Betroffene. Obwohl sich die Behandlungsmethoden in den letzten Jahren wesentlich verbessert haben, ist Krebs nach wie vor eine ernst zu nehmende und bedrohliche Erkrankung. Beinahe alle Betroffenen berichten von Ängsten, dass die Krankheit fortschreitet oder nach Beendigung der Therapie wiederkehrt.
Auch Ängste vor einer Ansteckung mit COVID-19 als HochrisikopatientIn spielen derzeit eine große Rolle in den Überlegungen und der Alltagsgestaltung von KrebspatientInnen. Neben den erforderlichen hygienischen Maßnahmen wie Händewaschen, social distancing etc. ist auch der Umgang mit der psychischen Belastung überaus bedeutsam. So ist es beispielsweise ratsam, sich nicht nur mit den belastenden Themen zu beschäftigen. Es ist völlig ausreichend sich einmal pro Tag über die aktuelle Lage und Empfehlungen zu informieren. Auch die Strukturierung des Tages sowie das Wahrnehmen sozialer Kontakte über „sichere“ Kanäle bzw. mit ausreichend Sicherheitsabstand kann hilfreich sein.
Die Psychoonkologinnen der Krebshilfe Steiermark können PatientInnen dabei unterstützen individuelle Möglichkeiten der Angstbewältigung zu erarbeiten.

In der Studie von Shi (2011) wurde von allen Symptomen und Beschwerden während einer Tumorerkrankung die „tumorassoziierte Fatigue“ (Erschöpfung) als am stärksten belastend empfunden. Fatigue tritt im Gegensatz zu normaler Erschöpfung nicht nach extremer Anstrengung auf, sondern als Krankheitssymptom unabhängig von vorhergehender Strapaze und verschwindet auch nach ausreichender Erholungszeit nicht. Tumorassoziierte Fatigue kann mit psychosozialen Interventionen, körperlichem Training, sofern keine medizinische Kontraindikation vorliegt, und medikamentös behandelt werden.

Auch das soziale Umfeld, insbesondere Familie und Freunde, ist ein wesentlicher Faktor für die Lebensqualität. In Studien zeigen sich positive Effekte sozialer Unterstützung wie sie beispielsweise in einer tragenden Beziehung besteht, während sich soziale Isolation oder schädliche Interaktionen gegenteilig auf die Lebensqualität und Befindlichkeit Betroffener auswirken.

Die Leistungsfähigkeit im Alltag stellt ebenfalls einen relevanten Bereich für die Lebensqualität dar. Je leistungsfähiger sich PatientInnen erleben, desto positiver wirkt es sich auf ihre Lebensqualität aus.

Wenn Patienten ihre Lebensqualität positiv beeinflussen möchten, ist es vor allem wichtig zuerst herauszufinden, was diese für sie ganz persönlich in der Erkrankungszeit ausmacht. Nur wenn man seine persönlichen Bedürfnisse kennt kann man versuchen diesen gerecht zu werden. Medizinisches und Pflegepersonal, Familie und Freunde, sowie die ExpertInnen der Österreichischen Krebshilfe Steiermark können dabei behilflich sein. Termine für kostenlose persönliche Beratungsgespräche in der gesamten Steiermark können Sie unter 0316 / 474433-0 oder beratung(at)krebshilfe.at vereinbaren.

Aus Liebe zum Leben!