Zusammengestellt von Maximilian Presker, MSc, Klinischer Psychologe bei der Krebshilfe Steiermark.
Seit 2003 steht der November ganz im Zeichen der Männergesundheit. Die Aktion „Movember“ (ein Wortspiel aus MOustache und NoVEMBER) möchte weltweit Aufmerksamkeit für Prostatkrebs, Hodenkrebs und die psychische Gesundheit von Männern schaffen. Dabei steht der Schnurrbart für das vordergründige Anliegen Gesundheitsfragen wie Vorsorge, Prävention und Behandlung offen anzusprechen und Bewusstsein für Männergesundheit zu schaffen.
Laut Zahlen der ÖGK (stand 2023) ist es noch immer so, dass Männer deutlich seltener zum Arzt gehen als Frauen, aber häufiger krank sind. Auch bei der Menge an Vorsorgeuntersuchungen gibt es noch Luft nach oben. Dabei ist es gerade die frühe Diagnose bei einer Krebserkrankung, die einen schweren Verlauf vorbeugen kann. In Österreich erkranken jährlich rund 6000 Männer an Prostatakrebs und rund 400 an Hodenkrebs. Prostatakrebs zählt zu dem häufigsten Krebserkrankungen bei Männern und betrifft vorwiegende Patienten höheren Alters. Eine Blutuntersuchung und regelmäßige Kontrollen beim Urologen können dabei eine frühzeitige Diagnose ermöglichen. Hodenkrebs ist seltener und betrifft hingegen häufig jüngere Männer zwischen 20 und 40 Jahren. Wenn er früh erkannt wird, besteht die Möglichkeit einer vollständigen Heilung.
Aber ab wann sollte Mann nun zur Vorsorgeuntersuchung gehen? Heute wird beim Prostatakarzinom auf eine risikoadaptierte Früherkennung gesetzt, das bedeutet, die Vorsorge wird an das persönliche Risiko des Mannes angepasst. Männer ohne familiäre Vorbelastung sollten ab 45 Jahren zur Vorsorge, der PSA-Wert regelt dann das Intervall der Kontrollen. Für Männer mit erhöhtem Risiko, wie einer familiären Häufung, wird schon ab 40 Jahren eine Vorsorgeuntersuchung empfohlen. Für Hodenkrebs verhält sich das Vorgehen etwas anders, hier sollten die Hoden regelmäßig abgetastet werden, etwa einmal im Monat. Bei ungewöhnlichen Knoten oder Schwellungen sollte rasch eine Kontrolluntersuchung beim Arzt vereinbart werden.
Aber welche Maßnahmen kann man ergreifen, um sein persönliches Risiko zu senken? Wie bei allen Gesundheitsthemen spielt auch hier die Lebensweise eine zentrale Rolle. Ein bestimmtes Wundermittel oder einen konkreten Masterplan gibt es zwar nicht, dafür sind wir Menschen zu unterschiedlich, doch gesund Ernährung und Bewegung unterstützen nachweislich das Immunsystem und senken das allgemeine Erkrankungsrisiko. ExpertInnen empfehlen daher:
- Abwechslungsreiche, mediterrane Enährung, reich an Obst, Gemüse, Vollkonrprodukte, Fisch, Olivenöl und Nüssen, wenig hoch verarbeitete Lebensmittel und wenig Fleisch vor allem rotes Fleisch sollte wenig gegessen werden.
- Alkohol nur in Maßen und Verzicht auf Rauchen. Beide Faktoren erhöhen das Krebsrisiko.
- Regelmäßige Bewegung. Schon zweieinhalb Stunden moderate Bewegung pro Wochen wirken sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System und das Immunsystem aus. Dabei spielt es keine Rolle, ob Rad gefahren wird oder spazieren gegangen wird.
Neben die körperlichen Aspekte der Männergesundheit sollte aber auch nicht auf die psychischen Komponenten der männlichen Gesundheit vergessen werden. Schätzungen aus dem Jahr 2021 lassen annehmen das in Österreich etwa 25%-30% der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens mit psychischen Belastungen und Erkrankungen zu kämpfen haben. Männer und Frauen sind dabei wahrscheinlich gleich häufig betroffen unterscheiden sich aber in Art und Auftretenshäufigkeit der psychischen Symptome voneinander. Sicher ist: Männer begeben sich deutlich seltener in Behandlung als Frauen. Kommt eine körperliche Erkrankung hinzu fehlen oft die nötigen Copingstrategien, um mit der Belastung ausreichend umzugehen. Männer suchen oft eigene Wege mit ihren Belastungen umzugehen und wenn wenden sich erst sehr spät an professionelle Helfer:innen. Gelingen diese Maßnahmen nicht oder nur unzureichend greifen viele zu Alkohol oder anderen Suchtmitteln. Daher zeigt sich bei Männern sowohl eine erhöhte Zahl an Suchterkrankungen als auch eine höhere Suizidrate als bei anderen Gruppen. Dabei ist der Zugang zu psychologischen Beratungsstellen und Facheinrichtungen oft sehr niederschwellig, um Betroffenen rasch und auch dauerhaft zu helfen.
Vielleicht können Sie diesen November nutzen um über die Vorsorge, Prävention und Behandlung von männerbezogener Gesundheit zu sprechen und dabei zu helfen ein vermeintliches Tabu zu brechen. Eventuell sogar mit Schnurrbart.
Quellen:
https://urologie.meduniwien.ac.at/ueber-uns/news/movember-ein-zeichen-fuer-maennergesundheit/
https://www.medunigraz.at/news/detail/movember-ein-monat-im-zeichen-der-maennergesundheit
https://www.gesundheitskasse.at/cdscontent/?contentid=10007.889114&portal=oegkportal

