Thema des Monats November: "Entspannungverfahren bei Krebs"

Zusammengestellt von Mag. Eva Sedaghat, Klinische und Gesundheitspsychologin bei der Krebshilfe Steiermark.

Unangenehme Zustände wie innere Unruhe, Anspannung,  Nervosität  und Angst sowie Müdigkeit, Abgeschlagenheit und körperliche Verspannungen kennen viele an Krebs erkrankte Menschen - sowohl während, als auch nach der Therapie nur zu gut. Hinzukommen auch neue Herausforderungen wie Neuorganisation des Alltags etc.
Entspannungsverfahren können dabei helfen,  belastende Zustände wie Anspannung und Verkrampfung zu lösen bzw. zu lindern und Gefühle der Angst zu verringern und die eigenen Kräfte zu verstärken.

Im Bereich der Entspannungsverfahren gibt es verschiedene Methoden, die das Vorstellungsvermögen und den Körper beeinflussen können. Entspannungsverfahren wirken auf neuronaler Ebene, indem der Parasympathikus aktiviert und der Sympathikus gehemmt wird, sodass dadurch Entspannung eintritt.

Im Folgenden werden nun einige Entspannungsverfahren kurz vorgestellt:

• Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen

Bei diesem sehr bekannten Verfahren geht es darum, dass durch An- und Entspannung bestimmter Muskelgruppen einen Zustand der Entspannung herbeigeführt werden soll. Die einzelnen Muskelgruppen werden dabei zuerst angespannt, die Spannung sollte für kurze Zeit gehalten werden, danach wird die Muskelgruppe wieder entspannt. Dadurch wird der Körper schrittweise und mit der Zeit immer mehr und mehr gelockert, sodass sich auch Schmerzen reduzieren können. Bei der progressiven Muskelrelaxation geht es auch um Achtsamkeit, inwieweit die Unterschiede zwischen den Zuständen der An- und Entspannung wahrgenommen werden. Das kontinuierliche Üben ist dabei ein wichtiger Aspekt, damit der Klient/die Klientin lernt, seine Muskelgruppen besser wahrzunehmen und zu entspannen. KlientInnen mit Schmerzen, sollten vor dem Start dieses Verfahrens jedoch unbedingt Rücksprache mit ihrem Arzt halten.

• Imaginative Verfahren:

Bei diesen Verfahren geht es darum, dass sich die Klienten möglichst angenehme Bilder vorstellen, um bei sich positive Gefühle hervorzurufen. Über die Vorstellungskraft kommt es zu körperlichen und seelischen Reaktionen. Dabei sollten bei der Anleitung zur Visualisierung möglichst viele Sinne angesprochen werden.

• Autogenes Training

Beim Autogenen Training versetzt man sich selbst durch eine Art Selbsthypnose, auch Autosuggestion genannt, in einen Ruhezustand. Diese Autosuggestion wird mittels kurzer Sätze unter fachlicher Anleitung geübt, um somit eine bessere Wahrnehmung und Entspannung verschiedener Körperbereiche zu erzielen. Beim Autogenen Training ist es unerlässlich, die Sätze, auch Formeln genannt, kontinuierlich zu üben. So stellt sich nach einiger Zeit das vegetative Nervensystem von Spannung auf Entspannung um.

• Meditation

Bei der Meditation handelt es sich nicht um eine Entspannungstechnik im engeren Sinn. Es dient der Konzentration und der inneren Beruhigung. Wichtig bei der Mediation ist das Prinzip des „Gehen-Lassens“ und der passiven Grundhaltung. Es wird durch Meditation ein Zustand der tiefen inneren Ruhe erreicht. In der Meditation unterscheidet man rezeptive (Akzeptanz eines Zustands der Ziellosigkeit) und konzentrative Formen (Fokus des Übenden auf den Atem, ein Wort, einen Klang oder ein Objekt.)

• Bewegung bei Krebs

Eine Form der Entspannung, welche nicht außer Acht gelassen werden sollte, sind Bewegung und Sport. Körperliche Bewegung baut Stresshormone ab, hilft bei der Reduktion von Nebenwirkungen der Krebstherapie und entspannt den Körper. Wenn Sie sich gerne mehr bewegen bzw. sportlich betätigen möchten sprechen Sie aber unbedingt zuerst mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin! Diese/r kennt Ihre Situation genau und kann am Besten Auskunft geben, welches Bewegungspensum und welche Bewegung für Sie sinnvoll ist.

• Atemtechniken

Diese Techniken sind Bestandteil diverser Entspannungsverfahren wie Meditation oder Yoga. Tiefes Atmen ist eine wunderbare Möglichkeit, um einen gestressten Körper wieder in einen entspannteren Zustand zu bringen. Herzfrequenz und Blutdruck können sinken und Spannungen werden abgebaut.

Für KrebspatientInnen in Therapie und Nachsorge kann sich durch die Anwendung von Entspannungsverfahren die Lebensqualität erhöhen. Die Linderung von Anspannung, Verkrampfung und Ängsten kann dabei helfen, die Erkrankung besser zu verarbeiten.


Die Österreichischen Krebshilfe Steiermark bietet in allen steirischen Bezirken Beratung  für KrebspatientInnen und ihre Angehörigen kostenlos und auf Wunsch anonym an! Unter der Telefonnummer 0316 / 47 44 33 oder der E-Mail beratung@krebshilfe.at können Sie ein kostenloses psychoonkologisches Beratungsgespräch vereinbaren.