Weltkrebstag 4.2.2013 - Krebshilfe fordert einen nationalen Schulterschluß

Der diesjährige Weltkrebstag am 4. Februar wird weltweit unter dem Motto “Krebs – Wussten Sie …” begangen. Erklärtes Ziel ist es, mit den 4 häufigsten Mythen rund um das Thema Krebs aufzuräumen und die Bevölkerung und die Politik über Fakten und notwendige Schritte zu informieren.

Mythos 1: Krebs ist eine reine Gesundheitsfrage

Faktum: Krebs ist keine reine Gesundheitsfrage.
Abgesehen von dem Schock der Diagnose, der verständlichen Angst um die Gesundheit und dem menschlichen Leid,  hat eine Krebserkrankung fast immer auch weitreichende wirtschaftliche und soziale Auswirkungen für PatientInnen, Angehörige, Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Gesundheitssystem (z.B.  Jobverlust, vorzeitige Pensionierung, Pflegebedarf, unzureichende Sozialversicherung bei Selbständigkeit etc.).

Mythos 2: Krebs ist eine Erkrankung älterer Menschen.
Faktum: Krebs trifft Kinder, Jugendliche, Erwachsene und ältere Menschen.
Jährlich erkranken in Österreich etwa 37.000 Menschen an Krebs. Bei Männern treten 16% aller Krebserkrankungen vor dem 55. Lebensjahr auf, bei Frauen sind es 23%.  Es zeigt sich zwar eine deutliche Zunahme des Erkrankungsrisikos mit steigendem Alter, dennoch gibt es Krebsarten, die vorwiegend Kinder und junge Menschen treffen (z.B. Leukämie, Krebserkrankungen des lymphatischen Systems).

Mythos 3: Krebs ist ein Todesurteil 

Faktum:
Viele Krebsarten, die noch vor Jahren einem Todesurteil gleich kamen, können heute aufgrund von implementierten Früherkennungsprogrammen und Fortschritten in der Therapie geheilt werden oder das Leben der PatientInnen maßgeblich bei bestmöglicher Lebensqualität verlängert werden.

Mythos 4: An Krebs zu erkranken ist Schicksal
Faktum: Es gilt als erwiesen, dass 1/3 aller Krebserkrankungen durch entsprechende Maßnahmen vermieden werden könnten.
Unter diese Maßnahmen fallen:

  • Gesunder Lebensstil.
    Ein gesunder Lebensstil (gesunde Ernährung, verantwortungsvoller Konsum von Alkohol, ausreichend Bewegung, Sonne ohne Reue) kann das Risiko einer Krebserkrankung reduzieren.

  • Nicht Rauchen.
    Rund eine Milliarde Menschen wird im 21. Jahrhundert durch das Rauchen ihr Leben verlieren. Es ist erwiesen, dass Rauchen für 71% aller Lungenkrebs-Todesfälle und 22% aller anderen Krebs-Todesfälle verantwortlich ist.

  • Infektionen.
    Jede sechste Krebserkrankung weltweit wird von Infektionen verursacht, die größtenteils vermeidbar oder behandelbar wären. Vor allem Infektionen durch Humane Papillomaviren (HPV), Bakterien wie Helicobacter pylori oder Hepatitis B- und C-Viren (HBV und HCV).

  • Früherkennung von Krebs.
    Es ist erwiesen, dass Krebsfrüherkennungs-Programme wie das "Brustkrebs-Screening" oder "Dickdarm-Screening" in jenen Ländern, in denen diese Programme bereits etabliert sind, beachtliche Erfolge erzielen.


Österreichische Krebshilfe fordert einen nationalen Schulterschluß


Die Österreichische Krebshilfe appelliert an alle Verantwortlichen: "Die Fakten liegen auf dem Tisch: ein Drittel aller Krebserkrankungen sind vermeidbar. Wir brauchen einen überparteilichen, nationalen Schulterschluß, um alle Vorkehrungen zu schaffen, rasch jene Programme einzuführen, die sich in anderen Ländern bereits bewährt haben, " so Krebshilfe Präsident Univ. Prof. Dr. Paul Sevelda.

 

1. Nationale Programme zur Früherkennung von Brust- und Darmkrebs
Es ist ein "Meilenstein" im heimischen Gesundheitswesen, dass nun endlich im Herbst  2013 das nationale Brustkrebs-Früherkennungsprogramm eingeführt wird. "Ganz wesentlich wird sein, dass Frauen in ganz Österreich über die Einführung dieses Programmes informiert UND motiviert werden, daran teilzunehmen," so Sevelda. Unumstritten ist auch die Wichtigkeit eines nationalen Darmkrebs-Früherkennungs-programmes. "Wir hoffen sehr, dass dies ebenfalls bald Realität wird, denn die Darmspiegelung ab dem 50. Lebensjahr kann Darmkrebs weitgehend vermeiden".

2. HPV-Impfung in nationalen Impfplan aufnehmen
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die HPV-Impfung in ihre allgemeinen Impfempfehlungen aufgenommen. Österreich ist das einzige Land Europas (EU 17), in dem es bis heute noch kein öffentliches HPV-Impfprogramm gibt oder ein solches beschlossen wurde. Daher gibt es auch keine österreichweite Regelung, was etwaige Zuschüsse zur Impfung betrifft. "Es ist uns völlig unverständlich, warum dies in Österreich noch nicht möglich ist. Wir appellieren daher seit Jahren wiederholt an die politisch Verantwortlichen, ein öffentliches und österreichweites HPV-Impfprogramm einzuführen," so Sevelda.

3. Krebs darf nicht in die Armutsfalle führen
KrebspatientInnen müssen davor geschützt werden, durch die Erkrankung unverschuldet in finanzielle Not zu geraten. Dazu gehört u.a. auch die Einführung eines stufenweisen Wiedereinstieges in das Arbeitsleben nach Krebs. In Österreich ist für KrebspatientInnen der berufliche Wiedereinstieg so geregelt, dass sie sofort wieder voll (100% der Normalarbeitszeit) zu arbeiten haben. In anderen Ländern ist es möglich, stufenweise (über prozentuelle Arbeitszeit wie 30%, 50% etc.) wieder ins Arbeitsleben zurückzufinden, was die Gewöhnung an die Beanspruchung erleichtert und verhindert, dass der Arbeitnehmer womöglich schnell wieder ausfällt. "Man könnte den Eindruck gewinnen, dass Krebspatienten oft absichtlich einem "Dschungel" an Bürokratie ausgesetzt werden," so Gabriela Mausser, Sprecherin der Krebshilfe-Beraterinnen.  "Wie soll denn bitte beispielsweise ein Darmkrebspatient mit externem Darmausgang seinem Beruf als Lagerarbeiter sofort wieder zu 100% nachgehen? Es ist doch verständlich, dass hier ein Antrag auf Berufsunfähigkeit eingebracht wird. Bis zur Entscheidung über den Antrag vergehen oft Monate. Wovon soll der Patient in der Zwischenzeit leben?" kritisiert Mausser. "Es braucht daher klare Regelungen zum stufenweisen Wiedereinstieg ins Berufsleben nach Krebs," fordern die Krebshilfe-Beraterinnen.


Leben retten – Geld sparen


895 Milliarden Dollar - so hoch beziffert eine Studie aus 2010 die wirtschaftlichen Folgen von Krebs (für 2008). "Damit ist Krebs - auch aus wirtschaftlicher Sicht- ein weltweit sehr vielfältiges gesundheitliches Problem", zeigt Krebsexperte Univ.Prof.Dr. Christoph Zielinski auf.  "Wenn wir also alles erdenklich Mögliche tun, um Krebserkrankungen zu vermeiden oder frühest möglich zu erkennen und bestmöglich zu therapieren, dann können wir Menschenleben retten und "sparen". Dazu bedarf es einer gemeinsamen Anstrengung und dem nationalen und überparteilichen Schulterschluß, in die Vermeidung von Krebs, die Früherkennung, modernste Therapien und die Forschung zu investieren," appelliert Zielinski.

Bei Rückfragen:
Österreichische Krebshilfe
Doris Kiefhaber, Geschäftsführerin
Tel. +43-1-796 64 50-17 DW
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