Eine schwierige Trennung: Zigaretten. - Thema des Monats Mai

Zusammengestellt von Mag. Kerstin Rauter, Klinische und Gesundheitspsychologin sowie Psychotherapeutin bei der Österr. Krebshilfe Steiermark.
 

Eine schwierige Trennung: Zigaretten.

Ganz schwer fällt vielen Raucher:innen die Trennung von der Zigarette. Für viele ein Begleiter, den man seit dem frühen Erwachsenenalter kennt und der einen in vielen schwierigen Situationen begleitet hat.
Die Zigarette ist da, wenn man gestresst oder gelangweilt ist, wenn man sich mit Freunden trifft oder einfach nur etwas Entspannen möchte. In unzähligen sich wiederholenden Situationen, die sich durch diese Gewohnheit festigen, ist die Zigarette treuer und stetiger Begleiter geworden.
Trotz allem schlummert im Hinterkopf der allermeisten Raucher der Wunsch sich von diesem Laster zu trennen. Der Zweifel, ob dieses Verhalten auf Dauer wirklich ohne negative Folgen bleiben kann, beschäftigt einen. Die Rauchstoppgründe sind vielfältig: Sei es aus gesundheitlichen, finanziellen oder sonstigen Gründen.  

Jedoch ist der entscheidende Schritt schwer. Viele warten auf das „Klick“ oder das einen „ein Licht aufgeht“, eine Situation, wo der Rauchstopp wie von selbst funktioniert.
Ein trügerischer Wunsch. Das „Klick“ kommt nur selten. Viel eher kann es gelingen, wenn man den Festen und starken Willen hat diese langjährige Beziehung zu beenden.

Viele wissen um die krebserregende Stoffe, die in einer Zigarette enthalten sind. Dabei sind Formaldehyd, Benzol, Nitrosamine, Acetaldehyd und Ammoniak vorrangig zu nennen. Diese findet man in Klebstoffen, Düngemitteln, Insektiziden, Lösungs- und Reinigungsmitteln. Sie bewirken Schäden im Erbgut von Zellen, der DNA. Die krebserregenden Substanzen aus dem Rauch gehen mit der Atmung ins Blut über und können sich so im gesamten Körper verteilen.
Rund ein Drittel aller Krebserkrankungen sind vermutlich von Tabakrauch ausgelöst. Das sind nicht nur die Raucher selbst betroffen, sondern auch die Passivraucher, Kinder bzw. PartnerInnen, oder Menschen die in der Gastronomie gearbeitet haben, als das Rauchen noch erlaubt war.
Raucher haben gegenüber Nichtrauchern ein doppelt so hohes Risiko an Krebs zu sterben.
Angesicht dessen, was Raucher ihren Körper antun wir schnell klar, wie schwer und stark tatsächlich eine Nikotinsucht ist.
Das Nikotin braucht nur Sekunden nach der Inhalation, um im Gehirn eine Wirkung zu entfalten. Nikotin kann dabei Entspannung und Aktivierung gleichermaßen bewirken und ist somit outstandig zwischen all den anderen Drogen, die nur eine der beiden Zustände hervorrufen vermögen.

Um nun tatsächlich den Rauchausstieg zu schaffen, ist etwas Vorbereitungszeit notwendig: Sich zu überlegen was für negative Folgen hat das Rauchen für mich, aber auch, und dass ist unglaublich wichtig, was verliere ich, wenn ich den Rauchstopp schaffe? Wie werde ich in Zukunft mit Stress umgehen, was mache ich mit der frei gewordenen Zeit, wie kann ich mich sonst noch entspannen, wie kann ich mich ohne das Rauchen aktivieren, konzentrieren oder mein Gewicht halten usw.?
Was Sie dafür gewinnen ist aber immens: Nach ein bis zwei Tagen verbessert sich der Geschmacks- und Geruchssinn, nach einigen Monaten geht der Raucherhusten zurück, das Immunsystem wird wieder stärker, die Lungenfunktion verbessert sich, nach ein bis zwei Jahren geht das Herzinfarktrisiko um die Hälfte zurück und nach fünf bis zehn Jahren halbiert sich das Krebsrisiko wieder.
Die Angst vor dem Nikotinentzug steht in keinem Vergleich mit dem was Sie an gesundheitlichen Benefit erhalten:

So… wie gehen Sie es nun am besten an:
•    Verstärken Sie Ihre Motivation zur Rauchfreiheit und halten Sie sich immer wieder Ihren individuellen Grund vor Augen um das Rauchen sein zu lassen (bessere Gesundheit, für die Familie, Vorbildwirkung, …)
•    Erkundigen Sie sich bei Ihrem Arzt, der Apotheke oder einem Nikotinentwöhungsexperten, ob ein Nikotinersatzprodukt (wie ein Nikotinpflaster, Kaugummi, Inhaler oder Spray) Ihnen helfen könnte.
•    Überlegen Sie, was Sie in den verschiedenen Situationen, in denen Sie früher geraucht haben, tun werden. Womit wollen Sie sich nun belohnen, wie werden Sie die Pausen verbringen, was tun Sie, wenn Sie sich mit Freunden treffen, die noch rauchen  etc.
•    Definieren Sie einen Tag, an dem Sie den Rauchstopp umsetzen wollen. Dies sollte ein Tag sein, an dem Sie keinen sonstigen Anforderungen ausgesetzt sind und innerhalb der nächsten drei Wochen liegen.
•    Vielleicht gibt es unterstützende Personen, die Ihnen bei Ihrem Vorhaben zur Seite stehen und mit denen Sie z.B. bei Verlangensattacken ein kurzes Gespräch führen können.

Man weiß heute, dass die Rauchstoppmethode, gegenüber dem reduzierten Rauchen viel effizienter ist. Zum einen rauchen die meisten Leute bei der reduzierten Methode wieder mehr, sobald Stressoren in ihre Lben treten und zum anderen tun Sie sich schwer, die letzetn paar Zigaretten ganz aufzugeben.
Vermeiden Sie unbedingt den Umstieg auf eine E-Zigarette. Hier ist noch nicht gründlich erforscht welche Langzeitwirkung das Verdampfen von Liqids hat. Man geht bis dato von einer gesundheitsschädlichen Wirkung aus.

Was passiert nun wenn Sie einen Rückfall erlitten haben: gar nichts.
Vorrangig ist, das als einmaligen Vorfall zu sehen und nun nicht zu denken, dass alle bisherigen Erfolge zunichte wären.
Überlegen Sie sich in Ruhe, was zu diesem Ereignis geführt hat. Haben Sie zu früh Kontakt mit anderen Rauchern gehabt, oder waren einfach noch Zigaretten vorrätig, haben Sie Alkohol getrunken und deshalb wieder zur Zigarette gegriffen, waren Sie gestresst, genervt oder haben Sie sich einfach überschätzt, so dass Sie dachten, es wäre nun kein Problem mehr.
Dann überlegen Sie, wo Sie noch Hilfe gebrauchen könnten und setzen Sie den Rauchstopp fort.
Grundsätzlich sollten Sie wissen, dass in den ersten Tagen die Rückfallwahrscheinlcihkeit am Größten ist und wenn Sie weiterhin einen  leichten Zugang zu Zigaretten haben.

Bei Verlangensattacken hilft der Faktor Zeit. Das intensive Verlangen vergeht meist nach 15 Minuten, ergo lässt dieses Bedürfnis nach einer viertel Stunde Ablenkung, evtl durch Bewegung, ein Telefonat, Atem- oder Entspannungsübungen, ein Aufsuchen einer anderen Situaution, einen Stressball drücken, einen Kaugummi kauen, Mineral trinken, Zähne putzen, von ganz selbst nach.
Die Sorge bezüglich möglich auftretender Entzugssymptomatiken hindert auch manche Leute am Rauchstopp. Hier kann man die eventuellen Beschwerden mit einem Nikotinersatzpräperat gut abfedern. Die ersten Tage sind beim körperlichen Entzug die schwersten, in der 2. Woche sind die Erscheinungen minimal oder nicht mehr vorhanden. Psychisch gibt es nach vier Wochen bis zu drei Monaten immer wieder starke Verlangenschübe. Nach zwei Jahren berichten die wenigsten Raucher von Verlangensattacken.
Wenn Sie Angst vor einer Gewichtszuahme haben, dann achten Sie von Beginn an auf eine gesunde Ernährung und ein mehr an Bewegung.
Stellen Sie Ihr Leben ein wenig für sich, ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden um. Ihr Körper wird es Ihnen danken und am Konto werden Sie bei einer Schachtel Zigaretten am Tag nach einem halben Jahr ein Plus von 900€ haben.
Es lohnt sich auf alle Fälle in ganz unterschiedlichen Weisen. Beginnen Sie in Kürze und lassen Sie sich feiern: Am  31. Mai ist Weltnichtrauchertag. Ich wünsche Ihnen, dass Sie bald dazu gehören.