"Fremde Welt - Krankenhaus" - Thema des Monats April

Zusammengestellt von Mag. Nina Semmernegg, Klinische und Gesundheitspsychologin bei der Österr. Krebshilfe Steiermark.
 

Fremde Welt: Krankenhaus 

Eine Krebserkrankung diagnostiziert zu bekommen ist an sich schon ein lebensverändernder Schock. Plötzlich ist alles anders und man beschäftigt sich mit Dingen, von deren Existenz man oft bis vor kurzem noch gar nichts wusste. Dazu kommen dann oft noch ambulante und stationäre Aufenthalte im Krankenhaus. Speziell wenn man vorher noch nie (als Patient) in einem Krankenhaus war, kann es schwer fallen, sich hier zurecht zu finden. In einem Krankenhaus gelten eigene Regeln und oft entsteht der Eindruck „nur eine Nummer zu sein“, was zusätzlich Misstrauen schaffen kann. Welche Strukturen dahinter stehen ist einem anfangs oft noch nicht klar. Mit der Zeit wird einem dann zunehmend bewusst, dass ein Krankenhaus ein ganz eigenes Ökosystem in sich ist, bei dem viele Zahnräder ineinander greifen müssen und Abweichungen von Routinen daher nur schwer möglich machen. 

Vorbereitung auf den stationären Aufenthalt 

Es mag banal klingen, aber einige Dinge machen vor dem Krankenhausbesuch Sinn: 

  • Erfragen Sie wie lange der Krankenhausaufenthalt dauern wird, ob und wann Sie Besuch erhalten dürfen. 
  • Besorgen Sie noch Dinge, die Sie benötigen könnten (Kleidung, Nachtwäsche, Lesestoff usw.) 
  • Sorgen Sie dafür, dass Haustiere, Zimmerpflanzen usw. gut versorgt werden, während Sie weg sind. 
  • Geben Sie allen wichtigen Personen Bescheid wo Sie sind und wie lange Sie voraussichtlich weg sein werden – vereinbaren Sie auc ob und wieviel Besuch/Kontakt Sie haben möchten, während Sie im Krankenhaus sind. 
  • Falls Sie es für sinnvoll und notwendig halten, erteilen Sie einer Vertrauensperson Vollmachten, sodass im Notfall die Miete weiter gezahlt werden kann u.ä. Auch eine Patientenverfügung kann sinnvoll sein – mehr Infos dazu finden Sie unter https://www.oesterreich.gv.at/themen/soziales/pflege/3.html 
  • Schneiden Sie sich Fuß- und Zehennägel. Dann brauchen Sie sich im KH darum eine Weile lang nicht zu sorgen. Entfernen Sie etwaigen Nagellack und tragen Sie keinen neuen auf. 
  • Waschen Sie sich die Haare. Nach operativen Eingriffen ist das Duschen und Haarewaschen oft für mehrere Tage nicht möglich, kommen Sie daher möglichst frisch ins Krankenhaus. 
  • Packen Sie früh genug Ihre Tasche, um etwaige fehlende Dinge noch ergänzen zu können. 

 

Ich packe meinen Koffer und nehme mit…. 

  • Wichtige Unterlagen. Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Versicherungsunterlagen (e-card), Bestätigung der Zusatzversicherung (falls vorhanden), Überweisung, sowie alle wichtigen Befunde inkl. Röntgen, CT/MRT-Bilder usw.) dabei haben. Hier ist es auch wichtig alte Befunde von Vorerkrankungen (Bluthochdruck, Diabetes usw.) falls vorhanden mit zu führen. Schreiben Sie sich zu Hause auch einen Zettel mit Fragen und Unklarheiten zusammen, den Sie dann zu den Unterlagen legen können, so werden sie daran erinnert diese zu thematisieren, auch wenn sie aufgeregt sein sollten. 
  • Bequeme Kleidung und Schuhe. Im Krankenhaus findet keine Modenschau statt. Sie werden viel Zeit im Bett verbringen und sich auch oft aus- und wieder anziehen müssen. Wählen sie daher lockere Joggingbekleidung, luftige T-Shirts (kurzärmlig, denn wahrscheinlich werden sie eine venöse Leitung am Unterarm oder in der Armbeuge benötigen), einen Bademantel und oder eine leichte Jacke zum Drüberziehen (für manche Untersuchungen muss man das Gebäude wechseln und kurz ins Freie), feste und bequeme Hausschuhe in die man einfach hinein schlüpfen kann auch wenn die Füße vom Liegen geschwollen sind, Badeschlappen und eventuell Sportschuhe. Achten Sie darauf genug frische Unterwäsche dabei zu haben, auch für den Fall, dass sich der Krankenhausaufenthalt unvorhergesehen um ein paar Tage verlängern sollte. 
  • Medikamente und Heilbehelfe. In Krankenhäusern gibt es zwar eine Unmenge an verschiedenen Medikamenten, aber dennoch kann es sein, dass das eine oder andere Medikament nicht vorrätig ist, oder in diesem Krankenhaus einfach nicht genutzt wird. Sollten Sie also regelmäßig Medikamente nehmen müssen, packen Sie diese unbedingt mit ein! Falls Sie einen Stock, Krücken oder andere Behelfe benötigen, nehmen Sie diese unbedingt auch mit. 
  • Toilette Tasche. Achten Sie darauf hier nur die wichtigsten Dinge mitzubringen, mehr werden sie ohnehin nicht benötigen. Eine Zahnbürste, Zahnpasta, Duschgel, Haarshampoon, Deo und eine Feuchtigkeitscreme für Gesicht und Hände sind ausreichend. Alles andere bekommen Sie auf Nachfrage auch vom Pflegepersonal. Ein Täschchen für diese Utensilien ist sinnvoll, damit Sie ihre Sachen dann einfach Zwischen Bett und Bad transportieren können. Vorallem wenn Sie sich das Bad mit mehreren Personen teilen müssen, ist es besser nichts im Bad zu lassen. Behälter aus Glas und Rasierklingen sind im Krankenhaus aufgrund der Verletzungsgefahr übrigens nicht gerne gesehen. 
  • Ohropax können sehr nützlich sein, wenn Sie einen leichten Schlaf haben. Man weiß ja nie, ob der Zimmernachbar nicht schnarchen wird… 
  • Kontaktmöglichkeiten. Nehmen Sie Ihr Handy (+Ladegerät!) mit, um mit Ihren Lieben zu Hause in Kontakt bleiben zu können. Falls Sie es lieber zu Hause lassen möchten, schreiben Sie sich die wichtigsten Nummern auf. 
  • Unterhaltung. Unterschätzen Sie nicht wie langweilig es sein kann den ganzen Tag im Bett zu verbringen! Zudem möchte man sich manchmal von unangenehmen Symptomen ablenken. Achten Sie daher darauf genug Unterhaltungsmöglichkeit dabei zu haben. Bücher (einfache Literatur, Ihnen wird sehr wahrscheinlich nicht der Kopf nach schwerverdaulicher Lyrik stehen), Zeitschriften, eventuell auch ein Tablet, falls Sie eines besitzen, Kartenspiele oder ähnliches, falls Sie das gerne tun. In den meisten Krankenhäusern gibt es für Patienten gratis W-Lan, das man nutzen kann. 

    Packen Sie eventuell auch Kopfhörer ein, um Zimmernachbarn nicht zu stören! 
  • Ein wenig Geld. Ein wenig Geld kann nützlich sein, falls man sich mal in der Cafeteria oder beim Automaten ein Getränk kaufen oder auch mal eine Zeitung erstehen möchte. 
  • Persönliche Gegenstände. Krankenhäuser werden absichtlich zumeist schlicht, übersichtlich und steril gehalten um die Hygienestandards aufrecht halten zu können. Um sich trotzdem wohl zu fühlen, kann es aber durchaus sinnvoll sein Fotos von den Lieben, Glücksbringer oder andere aufmunternde Gegenstände mitzubringen. Manchmal kann es auch die Stimmung aufhellen, ein wenig Schokolade oder andere Goodies dabei zu haben. Vorausgesetzt natürlich, dass Sie vom Arzt erlaubt werden! 

     
    Das lassen Sie lieber zu Hause: 
  • Wertgegenstände. Diebe machen vor Krankenhäusern leider auch nicht Halt. Manchmal gibt es die Möglichkeit Gegenstände in einen Kasten zu sperren, aber natürlich ist auch das nicht wirklich sicher. Sie werden im Krankenhaus weder große Geldsummen noch Schmuck benötigen. 
  • Scharfe oder spitze Gegenstände. Ein Maniküreset, Rasierklingen und co können Sie beim Krankenhauspersonal erbitten. Ansonsten erhöhen diese Gegenstände das Verletzungsrisiko. 
  • Musikinstrumente u.ä. Auch wenn Sie ein Virtuose an der Gitarre sind, würde das wohl eher stören. 

 

Die Aufnahme im Krankenhaus: 

Lassen Sie sich nach Möglichkeit von jemandem ins Krankenhaus bringen (eventuell auch Taxi, Rettung oder Krankentransport), sodass Sie sich ums Parken nicht zu kümmern brauchen.  

Wenn Sie ins Krankenhaus kommen, werden Sie zuerst vom Pflegepersonal aufgenommen. Sie werden einige Unterlagen ausfüllen und Fragen beantworten müssen. Sollten Sie Allergien oder speziell Bedürfnisse hinsichtlich Ihrer Ernährung haben, deponieren Sie diese gleich zu Beginn beim Krankenhauspersonal. 

Oft bleibt wenig Zeit um das Zimmer zu beziehen, weil man im Anschluss diverse Arztgespräche (behandelnde Ärzte, Chirurgen, Anästhesisten…) führen muss. Manchmal entstehen aber auch längere Wartezeiten. Für diese kann es sinnvoll sein eine Wasserflasche und Lesestoff, eventuell auch das Handy, dabei zu haben. Denken Sie daran etwaige Frage zu notieren, um diese im Arztgespräch stellen zu können! 

Für Ärzte und Pflegepersonal sind Fragen, auch wenn Sie Ihnen peinlich oder naiv erscheinen mögen, ganz normal. Sie können diese Bedenkenlos stellen. Da der Krankheiten und auch schwere operative Eingriffe für das Krankenhauspersonal zum Alltag gehören, vergessen Sie manchmal darauf, dass für ihre Patienten gewisse Dinge gar nicht klar sind. Stellen Sie jederzeit Fragen, auch wenn Sie den Eindruck haben, dass die Ärzte gestresst sind. Soviel Zeit muss immer sein. 

 

Im Zimmer: 

Oft herrscht in Krankenhäusern ein Kommen und Gehen der Patienten, wenn möglich auch der Besuche. So richtig für sich ist man eigentlich nie. Versuchen Sie daher mit ihren Zimmergenossen rücksichtsvoll umzugehen und thematisieren Sie es auch, wenn Sie sich über das Verhalten anderer ärgern – man kann schließlich alles freundlichen formulieren. Oft lassen sich Probleme mit wenigen Worten aus der Welt schaffen. Auch die anderen Patienten haben Angst, Schmerzen und Sorgen und freuen sich wahrscheinlich wenn sie mit jemandem nett plaudern und sich ablenken können. 

An jedem Bett ist ein Knopf angebracht mit dem man nach dem Pflegepersonal läuten kann. Viele Menschen trauen sich nicht diesen zu drücken um „nicht zur Last zu fallen“. Seien Sie versichert: Auch wenn das Personal viel zu tun hat, ist es ein großes Anliegen, dass Sie sich wohl fühlen. Vorallem wenn Sie Schmerzen haben oder sich unwohl fühlen, sagen Sie gleich Bescheid, um ein Schlimmerwerden zu verhindern. Wenn Sie klingeln wird es ein paar Minuten dauern, bis jemand kommt. Das Organisieren eines Medikaments (zb. eines Schmerzmittels) wird auch ein wenig dauern, weil die Verabreichung aus Sicherheitsgründen mit dem Arzt rückgesprochen werden muss. Dann muss es bereitgestellt und Ihnen gebracht werden. All das dauert natürlich. Die Wirkung eines Schmerzmittels tritt zumeist nach etwa 20-40 Minuten ein. Daher: Bei Schmerzen sofort um ein Medikament bitten, da Sie sonst unnötig leiden müssen.  

Sollte Ihnen auffallen, dass es einer Person in Ihrem Zimmer nicht gut geht und diese von sich aus nicht drücken möchte, klingeln Sie bitte, das kann Ihnen und allen anderen im Zimmer unter Umständen unangenehme Situationen ersparen. 

 

Das Aufklärungsgespräch: 

Ärzte müssen Sie (rechtlich gesehen) über die möglichen Risiken von Eingriffen aufklären. Das bedeutet nicht, dass diese auch eintreten werden! Zudem darf kein Arzt Sie ohne Ihr ausdrückliches Einverständnis behandeln (ausgenommen natürlich Sie sind bewusstlos oder in akuter Lebensgefahr). Sie haben die Entscheidungsmacht darüber was mit Ihrem Körper gemacht wird und was nicht. Holen Sie sich den Expertenrat der Ärzte ein und treffen Sie gute Entscheidungen für sich. 

 

Fragen, die zu stellen sinnvoll sein könnte: 

  • Was sind die Vor- und Nachteile des Eingriffs? 
  • Was muss ich vorher beachten? (Nüchtern sein, auf Zigaretten/Alkohol verzichten usw.) 
  • Wie lange wird der Eingriff dauern? 
  • Mit welchen Komplikationen/Nebenwirkungen/Symptomen ist zu rechnen und was kann ich dagegen tun? 
  • Welche Einschränkungen werde ich nach dem Eingriff haben und wie lange werden diese andauern? 
  • Wie lange wird der Krankenhausaufenthalt voraussichtlich dauern? 
  • Ist mit einem Aufenthalt in der Intensivstation zu rechnen? Wenn ja, wie lange? 
  • Sind Besuche von Angehörigen möglich und wenn ja ab wann?