Thema des Monats April: "Krisen bewältigen"

Zusammengestellt von Mag. Nina Bernhard, Bakk., Klinische und Gesundheitspsychologin, Arbeitspsychologin und Beratungsteamleiterin bei der Krebshilfe Steiermark sowie Sprecherin der Beraterinnen der Österreichischen Krebshilfe.
 

"Krisen bewältigen - die Corona-Pandemie"

Jeder von uns verwendet das Wort „Krise“. Doch was ist damit eigentlich gemeint?

In der chinesischen Sprache besteht das Wort Krise aus zwei Schriftzeichen – der eine Teil heißt Gefahr, der andere Chance. Im alltäglichen Sprachgebrauch wird mit dem Wort Krise eine schwierige Lage oder Situation, in der Medizin ein kritischer Wendepunkt bei einem Krankheitsverlauf beschrieben. Tatsächlich beschreibt das Wort Krise auch den Höhe- und Wendepunkt einer gefährlichen Entwicklung. Und genau in so einer globalen Krise befinden wir uns im Moment. Die Corona-Pandemie stellt uns alle vor große Herausforderungen und verlangt uns absolute Solidarität ab.
Gerade KrebspatientInnen befinden sich in einer sehr verletzlichen Situation – sei es während der Therapie (in der sie zur „Risikogruppe“ für einen schweren Verlauf zählen) oder nach der Therapie (in der sie sich verständlicherweise immer noch sehr verletzlich fühlen weil im Zuge der Erkrankung viel an Vertrauen in den eigenen Körper verloren geht oder sie mit (Spät)Folgen der Therapien konfrontiert sind).

Wie können „Risikogruppen“ mit dieser bedrohlichen Situationen umgehen? Natürlich, es ist das oberste Gebot alle gebotenen Schutz- und Hygienemaßnahmen so gut es geht einzuhalten. Allerdings macht das Virus und die Angst davor nicht vor dem Therapieraum  halt. Daher ist es auch wichtig persönliche Bewältigungsstrategien zu entwickeln um mit den entstandenen Ängsten und Sorgen gut umgehen zu können.
Angst ist eine „eingebaute“ Alarmreaktion, sie kann also nicht verhindert werden. Allerdings gibt es Wege mit Herausforderungen so umzugehen, dass die Angst in der Krise genutzt werden kann und nicht handlungsunfähig macht. Denn Angst kann Menschen lähmen, nicht umsonst sagt man „starr vor Angst“ oder „gelähmt vor Angst“.

Wie können wir Krisen bewältigen?
Zuerst ist es wichtig herauszufinden was wir selbst tun können. Im Falle der Corona-Pandemie wäre dies beispielsweise die Empfehlungen zu befolgen: die sozialen Kontakte massiv einzuschränken, sich öfter am Tag die Hände waschen und uns damit nicht ins Gesicht zu fahren, auf Distanz zu achten etc. Menschen in Krisensituationen neigen oftmals dazu sich darauf zu fokussieren – alles andere rückt in den Hintergrund der Wahrnehmung. Plötzlich ist das ganze Leben davon bestimmt und es ist kaum mehr eine gedankliche Pause möglich. Daher ist es wichtig zu versuchen den Fokus auch mal auf ein anderes Thema zu lenken – sei es Hausarbeit, ein Telefonat mit einer Freundin, ein Rätsel, Entspannungsübungen etc. Das sind gute Möglichkeiten gegen die innere Unruhe und die Möglichkeit „Gedankenspiralen“ zu unterbrechen. Bereits die alten Griechen wussten „Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern unsere Vorstellungen von den Dingen!“ (Epiktet).

Der Hilfe anderer kommt ebenfalls eine entscheidende Bedeutung zu. Zum einen ist wichtig, dass sich ausnahmslos jede/r an die Vorgaben der Regierung hält, zum anderen ist aber auch der Umgang damit innerhalb dem Kreis der engsten Bezugspersonen essentiell. Auch der professionellen Unterstützung in Krisenzeiten kommt eine wichtige Bedeutung zu.
Die Krebshilfe ist natürlich auch in dieser Zeit für KrebspatientInnen und ihre Angehörigen da – telefonisch und online.

In diesem Sinne appelliere ich an das Verantwortungsbewusstsein aller Menschen: halten wir zusammen, schützen wir einander und bleiben wir zuhause!
Aus Liebe zum Leben!