Thema des Monats Mai: "Don´t smoke!"

Zusammengestellt von Mag. Nina Bernhard, Bakk., Klinische und Gesundheitspsychologin, Arbeitspsychologin und Beratungsteamleiterin bei der Krebshilfe Steiermark sowie Sprecherin der Beraterinnen der Österreichischen Krebshilfe.
 

Warum der Rauchstopp gerade jetzt so wichtig ist und wie er gelingen kann

Am 31. Mai 2020 ist Weltnichtrauchertag!

Dieser Tag wurde 1987 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen, um den weltweiten Tabakkonsum einzudämmen. Seither wird dieser Tag genutzt, um verstärkt auf die Risiken des Rauchens und die dadurch verursachten Todes- und Krankheitsfälle aufmerksam zu machen und gleichzeitig RaucherInnen zum Aufhören zu motivieren. Dieser besondere Aktionstag steht jedes Jahr unter einem anderen Motto. Das heurige lautet: „Du kannst das Risiko ignorieren. Deine Lunge nicht. Sag nein zum Rauchen und Dampfen“. In diesem Jahr ist aber auch eine neue Bedrohung für die Lunge entstanden – COVID-19. Die Erkrankung ist für RaucherInnen ganz besonders gefährlich.

Die Gefahr des Rauchens wird immer noch deutlich unterschätzt

Im Jahr 2012 rauchten 33 % der österreichischen Bevölkerung ab dem 15. Lebensjahr regelmäßig. In Relation dazu steht die tabakbedingte Sterberate: Jährlich sterben etwa 10.000 ÖsterreicherInnen vorzeitig an den Folgen des Rauchens. Und obwohl RaucherInnen im Durchschnitt 10 Jahre kürzer leben, stufen nur 22 % von ihnen das Rauchen als gefährlich ein. Dass Rauchen eine „echte“ Sucht ist, ist vielen nicht bewusst.

Tabakrauch setzt sich aus über 4.000 chemischen Bestandteilen zusammen. Das Nikotin selbst zählt dabei zu den am stärksten suchterzeugenden und suchterhaltenden Substanzen. Durch seine psychoaktive Wirkung kommt es oft schon nach wenigen Wochen zu einer Abhängigkeit, die sich besonders bei Jugendlichen sehr schnell entwickelt. Auch wenn viele RaucherInnen der Meinung sind, sie könnten ihr Rauchverhalten kontrollieren, so begeben sie sich mit jeder gerauchten Zigarette in eine stärkere Sucht. Sehen Sie das Rauchen nicht als ein „Kavaliersdelikt“ an– es führt zu einer ernstzunehmenden körperlichen und psychischen Abhängigkeit, die mit gesundheitsschädigenden Folgen in Zusammenhang steht.

RaucherInnen gefährden nicht nur sich selbst, sondern auch die Menschen in Ihrem Umfeld, die zum Mitrauchen „gezwungen“ werden. Denn auch sie atmen die krebserregenden Stoffe ein, welche auch schon in kleinsten Dosen die Entstehung von Tumoren fördern. So erhöht sich allein durch Passivrauchen das Erkrankungsrisiko für Lungenkrebs um 20% - 30%, für Asthma um 40% - 60%, für einen Schlaganfall um bis zu 82%, usw.

Bei rauchenden Schwangeren kommt es häufiger zu Früh- oder Fehlgeburten. Die Gefahr für einen plötzlichen Kindstod steigt dabei um das 7-fache. Verzichten Sie auch in der Stillzeit gänzlich auf Nikotin, denn Ihr Baby nimmt es ansonsten über die Muttermilch zu sich.

Aktiv- und Passivrauchen erhöhen das Risiko für eine Vielzahl von Krankheiten und haben vielfältige Auswirkungen auf die Lungengesundheit von Menschen:

· Rauchen ist weltweit für über zwei Drittel aller durch Lungenkrebs bedingten Todesfälle verantwortlich. Passivrauchen erhöht auch bei Nichtrauchern das Erkrankungsrisiko für Lungenkrebs. Durch Rauchverzicht verringert sich das Lungenkrebsrisiko deutlich!

· Chronische Atemwegserkrankungen wie chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und Asthma: Rauchen ist die häufigste Ursache von COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) und verschärft auch Asthmaleiden. 2017 waren ca. 3,6% aller Todesfälle in der Europäischen Region auf COPD zurückzuführen. Durch einen frühen Rauchverzicht kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt und Asthmasymptome verbessert werden.

- In diesem Jahr hat sich auch das SARS-CoV-2 Virus auf der Welt verbreitet. Eine Pandemie wie sie noch keiner von uns erlebt hat. Bekanntlich greift dieses neuartige Virus die Lunge an und Prof. Michael Pfeifer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, betont, dass durch die Belastung des Rauchens die Abwehrkräfte des Bronchialsystems sehr eingeschränkt sind. Der Selbstreinigungsmechanismus in den Bronchien ist gestört und damit haben Viren (wie z.B. SARS-CoV-2) oder Bakterien ein leichteres Spiel. Lungenfacharzt Michael Barczok vom Lungenzentrum Ulm führt aus, dass Coronaviren bisher meist nur den oberen Teil der Atemwege befallen  (Nase, große Bronchien, Augen) und sich nicht in der Tiefe eingenistet haben (Kleine Zeitung, 18.04.2020). Der neue Coronavirus verhält sich offenbar aggressiver – kann er nicht in den oberen Atemwegen abgewehrt werden, dringt er tief in die Lunge vor. Das ist immerhin bei jedem/r 5. Erkrankten der Fall. Wenn er sich dann festsetzt kommt es zu einer heftigen Reaktion der Lungenbläschen indem sie anschwellen und keinen Sauerstoff mehr aufnehmen können. Bei RaucherInnen ist das eher der Fall weil die „Müllabfuhr“ nicht mehr so gut funktioniert. Es gibt die Flimmerhärchen, die laufend von unten nach oben schlagen, und Schleimdrüsen, die Schleim produzieren. Die Flimmerhärchen transportieren dann den Schleim, der beispielsweise Viren, Bakterien und Dreck bindet, nach oben. Bei RaucherInnen (oder Vorschädigungen) funktioniert die Müllabfuhr nicht richtig (nach einer Zigarette ist diese Funktion 8 Stunden gestört).

 

Umso wichtiger ist der Rauchstopp – Wie kann er gelingen?

5 Schritte zum Erfolg

Alle, die gerade den Rauchausstieg wagen werden eine neue, verbesserte Lebensqualität verspüren und sich fragen, warum sie diesen Schritt nicht bereits früher gemacht haben. Aber es ist nie zu spät! Die folgenden 5 Schritte können dabei helfen, das Rauchen erfolgreich aufzugeben.

1. Fassen Sie den Entschluss!

Für den Ausstieg aus dem Raucherleben gibt es leider kein Patentrezept, denn für die einen dient die Zigarette als Entspannung oder Belohnung, für die anderen als Antrieb oder Stressbewältigung. Analysieren Sie Ihr eigenes Rauchverhalten, überlegen Sie wann, wo, mit wem und in welcher Stimmung Sie rauchen und ob Sie auf diese Zigaretten verzichten können. Schreiben Sie sich auf, welche Vorteile Ihr Rauchausstieg hat. Oft schreckt das „Nie wieder rauchen“ ab. Nehmen Sie den innerlichen Druck heraus, indem Sie sich sagen: „Heute rauche ich mal nicht.“ Und das nehmen Sie sich jeden Tag aufs Neue vor. Mit jedem rauchfreien Tag werden Sie mehr zum Nichtraucher!

2. Holen Sie sich Unterstützung und Ermutigung!

Erzählen Sie Ihrer Familie, Ihren Freunden und KollegInnen von Ihrem Vorhaben. Bitten Sie diese in Ihrer Anwesenheit nicht zu rauchen und Ihnen keine Zigaretten anzubieten. Zusätzliche professionelle Unterstützung durch Ihren/r Arzt/Ärztin, ApothekerIn oder durch Teilnahme an speziellen Raucherentwöhnungsprogrammen kann Sie nochmals stärken, das Rauchen endgültig aufzugeben.

3. Erlernen Sie neue Fähigkeiten, Verhaltensweisen und Rituale!

Rauchen ist ein erlerntes Verhalten, das durch abertausende Wiederholungen zur Gewohnheit geworden ist. Jetzt gilt es, lieb gewonnene Rituale zu verändern und neue Strategien zu erwerben. Benutzen Sie einen anderen Weg zur Arbeit, trinken Sie Tee statt Kaffee, etc. Sehen Sie darin die Chance, neue Fähigkeiten und Interessen zu entdecken. Legen Sie sich 10 Alternativen für das Rauchen zurecht: „Anstatt eine Zigarette zu rauchen, mache ich...“. Es ist belanglos, ob es Bewegung im Freien ist, eine Karotte zu essen oder einen halben Liter Wasser zu trinken. Hauptsache Sie tun sich etwas Gutes damit.

4. Spezielle (Hilfs-)Mittel können beim Aufhören unterstützen!

Nikotin-Ersatz-Therapien, wie Pflaster, Spray oder Kaugummi können Ihr Verlangen nach Zigaretten mindern. Erkundigen Sie sich bei Ihrem/r Arzt/Ärztin über diese Möglichkeiten. Vergessen Sie dabei aber nicht, dass Ihr Wille mit dem Rauchen aufzuhören, das wichtigste Hilfsmittel auf Ihrem Weg ist.

5. Bereiten Sie sich auf schwierige Situationen!

Die ersten Wochen sind meist eine große Herausforderung, da das Gehirn noch immer nach Nikotin verlangt. Bleiben Sie standhaft! Falls Sie doch einen Rückfall erleben, seien Sie nicht mutlos. Wichtig ist, dass Sie trotzdem an Ihrem Entschluss, rauchfrei zu leben, festhalten. Seien Sie körperlich aktiv, denn Bewegung schaltet das Verlangen zu rauchen ab und beugt in Kombination mit bewusster Ernährung außerdem einer Gewichtszunahme vor. Setzen Sie sich im Restaurant in den Nichtraucherbereich und meiden Sie in der ersten Zeit Alkohol, da ansonsten die Versuchung zu rauchen steigen könnte.

6. Seien Sie stolz auf sich!

Beglückwünschen Sie sich zu jedem Tag, an dem Sie nicht geraucht haben. Belohnen Sie sich mit etwas, das Ihnen Freude macht. Das ist Ausdruck dafür, dass Sie erfolgreich etwas sehr Wichtiges tun. Das Rauchen aufzugeben ist eine bewundernswerte Leistung – machen Sie sich das bewusst und seien Sie stolz auf sich!

- Aus Liebe zum Leben –

Quellen:

- ÖKH-Broschüre: Informationen – rund um Zigarette und (Nicht-)Rauchen - http://www.euro.who.int/de/media-centre/events/events/2019/05/tobacco-

Kleine Zeitung Print-Ausgabe vom 18.04.2020, „Die Lunge, ein Wunderwerk in Gefahr“, S. 36F

-https://www.lungenaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/rauchen-erhoeht-corona-erkrankungsrisiko/