Thema des Monats September "Was nun? - mein Leben nach der Krebstherapie"

Zusammengestellt von Mag. Nina Bernhard, Bakk., Klinische und Gesundheitspsychologin, Arbeitspsychologin und Beratungsteamleiterin bei der Krebshilfe Steiermark sowie Sprecherin der Beraterinnen der Österreichischen Krebshilfe.

"Was nun?" - mein Leben nach der Krebstherapie

Die Diagnose Krebs löst bei den meisten Menschen existenzielle Angst aus. Ab diesem Zeitpunkt hoffen PatientInnen und ihre Angehörigen, dass die Behandlung der Erkrankung erfolgreich ist und schnell vorüber geht. Sie freuen sich darauf, das Leben wieder auf gewohnte Weise leben zu können – in die Normalität zurückkehren zu können nach der Erkrankung.

In der Therapiezeit nimmt die Bewältigung des veränderten Alltags Betroffene und ihre Familien vollkommen in Anspruch. Nach der körperlich und psychisch meist herausfordernden Behandlungsphase treten andere Themen in den Vordergrund: die Angst wieder zu erkranken (Angst vor einem Rezidiv), Gefühle von chronischer Erschöpfung und/oder Überforderung sowie körperliche und soziale Folgen der Erkrankung, manchmal auch Selbstwertprobleme. Doch genau von dieser Zeit, in der so viele verschiedene neue Themen im Leben präsent werden, erwarten viele PatientInnen – und auch ihr Umfeld – dass sich schlagartig Normalität einstellt und sie ihren gewohnten Alltag wieder aufnehmen können.

Doch eine Krebserkrankung ist für die Betroffenen immer ein einschneidendes Ereignis, ein regelrechter Einschnitt im Leben – es gibt ein Leben VOR und NACH der Diagnose. Die meisten PatientInnen können nach erfolgreich abgeschlossener Krebsbehandlung nicht wieder nahtlos in ihren Alltag zurückkehren. Die körperliche Leistungsfähigkeit ist oft beeinträchtigt und psychische Probleme und Belastungen sind keine Seltenheit.

Die Rückkehr in die (neue) Normalität

PatientInnen sehen sich in dieser Phase oft mit einem regelrechten Gefühlschaos konfrontiert. Sie sind einerseits sehr froh die Therapie abgeschlossen zu haben, andererseits sind sie aber wider Erwarten mit Erschöpfung, depressiven Verstimmungen und/oder Angstgefühlen konfrontiert.
Die Frage was die Krebserkrankung im Leben verändert hat, die Frage ob man wieder vollkommen gesund ist und viele andere Themen rücken in den Mittelpunkt. Erschöpfung, oft auch depressive Stimmungen, sind sehr häufige Reaktionen nach lange andauernden Zeiten der Anspannung. Man muss sich erst wieder im neuen Alltag orientieren – welche Aufgaben können schon wieder übernommen werden, wo wird  noch Unterstützung benötigt? Wie wird es beruflich weitergehen, kann und will ich wieder der/die Alte sein, wie es von mir erwartet wird?  
Eine der größten Herausforderungen nach Krebserkrankungen ist der Umgang mit der Progredienzangst, der Angst vor Rückfall. Ein Rezidiv möchten PatientInnen selbstverständlich vermeiden und die Meisten wollen aktiv zur Gesunderhaltung, soweit ihnen das möglich ist, beitragen. Hierbei werden Konzepte zur Selbstfürsorge entwickelt, teilweise auch vom Umfeld vorgegeben bzw. nahegelegt. Immer wieder erleben Betroffene in der Nachsorge, dass die Anforderungen an sich selbst (weiterhin) gesund zu leben, Stress zu minimieren und den Alltag zu meistern, eigentlich per se Stress generieren und somit zum Zwiespalt führen können.
Einige Betroffene sehen sich in der Nachsorge auch mit mehr oder weniger realistischen Erwartungshaltungen ihres Umfelds konfrontiert. Oft ist der Wunsch des nahen Umfelds nach Normalität so groß, dass bestehende Einschränkungen bei den PatientInnen nicht wahrgenommen werden. Dann kann es vorkommen, dass nicht oder teilweise nicht erfüllbare Erwartungen an den Betroffenen gestellt werden.

So bedrohlich, anstrengend und oft auch schmerzhaft die Zeit der Erkrankung ist, häufig berichten ehemalige PatientInnen schlussendlich vieles in der Zeit über sich gelernt zu haben, sich näher gekommen zu sein und letztlich ihren Alltag achtsamer gestalten  und den eigenen Bedürfnissen Raum geben zu können. Auf diesem Weg zu Ihrem neuen Alltag können Sie sich von den Psychoonkologinnen der Krebshilfe begleiten lassen.

Die Österreichischen Krebshilfe Steiermark bietet in allen steirischen Bezirken Beratungsgespräche für KrebspatientInnen und ihre Angehörigen kostenlos und auf Wunsch anonym an! Unter der Telefonnummer 0316 / 47 44 33 oder der E-Mail beratung@krebshilfe.at können Sie ein kostenloses psychoonkologisches Beratungsgespräch vereinbaren. Diese Kontaktdaten gelten für alle Bezirke der Steiermark.
Das Beraterinnenteam der Krebshilfe Steiermark besteht aus Klinischen und Gesundheitspsychologinnen, Diätologinnen, Sozialarbeiterinnen und Psychotherapeutinnen, die in der Zeit der Erkrankung und auch darüber hinaus zur Seite stehen können. Die Beratungsgespräche finden in unseren Beratungszentren bzw. Außenstellen nach Terminvereinbarung statt. Bei Immobilität der PatientInnen bietet die Krebshilfe Steiermark kostenlose Hausbesuche im gesamten Bezirk an.